Pressemitteilung
TTIP und CETA: Ein Angriff auf Demokratie und Rechtsstaat
Traunstein(kd).- Die Freihandelsabkommen TTIP und CETA sind „ein Angriff auf Demokratie und Rechtsstaat“ und müssen gestoppt werden. Hierin waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsveranstaltung des ÖDP-Kreisverbandes Traunstein mit Kreisvorsitzendem Bruno Siglreitmaier in der Sportplatzgaststätte Traunreut einig.
Freihandelsabkommen
CETA und TTIP:
„Ein
Angriff auf Demokratie und Rechtsstaat“
ÖDP-Kreisverband
Traunstein beteiligt sich an Demo in Traunstein am 10. Oktober
Traunstein(kd).-
Die Freihandelsabkommen TTIP und CETA sind „ein Angriff auf
Demokratie und Rechtsstaat“ und müssen gestoppt werden. Hierin
waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsveranstaltung des
ÖDP-Kreisverbandes Traunstein mit Kreisvorsitzendem Bruno
Siglreitmaier in der Sportplatzgaststätte Traunreut einig. Helmut
Kauer, Vorsitzender des ÖDP-Bundesarbeitskreises Demokratie,
Außenpolitik und Europa hatte zuvor über CETA und TTIP eingehend
informiert. Die ÖDP wird sich nach einstimmigem Beschluss am
Freitag, 10. Oktober, an der Demo des Überparteilichen
Aktionsbündnisses „Stopp TTIP“ in Traunstein mit Kundgebung um
18 Uhr am Stadtplatz beteiligen.
Helmut
Kauer berichtete zum Stand der Freihandelsabkommen, CETA sei
„ausverhandelt“. Die Unterzeichnung erfolge in circa zwei Jahren.
CETA gelte als Vorbild für TTIP. Die EU-Kommission und die USA
steckten noch voll in den Verhandlungen. Drittes Abkommen mit
ähnlicher Zielrichtung sei die „Dienstleistungsrichtlinie TiSA“
der Welthandelsorganisation, betonte Kauer. Diese Richtlinie werde
derzeit zwischen 22 Staaten und der EU verhandelt. Die USA hätten
sich vertraglich zusichern lassen, dass ihre Forderungen „unabhängig
vom Ausgang der Verhandlungen fünf Jahre nicht veröffentlicht
werden dürfen“. Das ist nach Kauer ein Beispiel, „wie bei
solchen Verträgen das Informationsrecht einer Demokratie missachtet
wird“.
Der
Begriff „Freihandelsabkommen“ ist nach Kauer irreführend:
„Natürlich geht es auch um den Abbau von Zöllen. Dagegen ist
nichts zu sagen. Zulassungen anzugleichen, kann man zumeist auch
problemlos vereinbaren.“ Beispielsweise eine Bremsscheibe mit
Zulassung in Deutschland oder der EU müsse diese nicht nochmals in
den USA erlangen. Anders verhalte es sich bei Arzneimitteln: „In
Europa gilt das Vorsorgeprinzip. Der Hersteller muss nachweisen, dass
das Mittel keinen Schaden anrichtet. In den USA gilt das nicht.“
Dr. Ute Künkele, ÖDP-Kreisrätin aus Petting, verwies auf die
Gefährdung der Verbraucher, „wenn ungeprüfte Arzneimittel solange
verkauft werden dürfen, bis ihre Gefährlichkeit nachgewiesen ist“.
Mit
der Daseinsvorsorge zeigte Helmut Kauer ein anderes Problemfeld auf.
Bei uns sei sie in Öffentlicher Hand und solle es auch bleiben. In
Amerika sei dies nicht immer so: „Dort sind Trinkwasser,
Gesundheitsversorgung oder Abfallentsorgung Handelsgüter. Die Folgen
- steigende Preise und schlechtere Qualität - hat man beim
Trinkwasser in Berlin gesehen.“ Befürworter der Abkommen würden
den Gegnern „Panikmache“ vorwerfen. In CETA sei doch das
Trinkwasser ausgenommen. „Das stimmt und auch
wieder nicht“, so der Traunreuter. In CETA sei Wasser im
Naturzustand kein Handelsgut. Kauer warf die Frage auf: „Unser
Trinkwasser wird aber oft gechlort, bestrahlt oder fluoriert. Ist es
dann noch im Naturzustand?“
Einer
der heikelsten Punkte seien die Schiedsstellen oder Schiedsgerichte:
„Aber Gerichte haben unabhängige Richter. Die Verfahren sind meist
öffentlich. Es gibt eine Berufungsinstanz. All das trifft nicht auf
die Schiedsstellen zu.“ Klage erheben könne nur ein Konzern gegen
einen Staat, nicht jedoch umgekehrt. Die Gesetze des beklagten
Staates seien ohne Belang: „Es zählt nur das Freihandelsabkommen.
Das bedeutet die Abschaffung unseres Rechtsstaates.“ Nächster
Kritikpunkt sei der Investitionsschutz, fuhr Kauer fort. Hierbei
drehe es sich um Anspruch auf Erstattung von entgehenden Gewinnen:
„Wenn in der Bundesrepublik weitere Bundesländer ein Rauchverbot
einführen, kann die amerikanische Tabakindustrie Deutschland auf
Schadensersatz verklagen. In Uruguay forderte der Tabakkonzern Philip
Morris wegen Rauchverboten und Erhöhung der Tabaksteuer 2010 zwei
Milliarden Dollar.“
Die
Besucher der ÖDP-Versammlung reagierten mit „absolutem
Unverständnis“, wie Politiker derartige Vereinbarungen treffen
könnten. Ein Besucher aus Altenmarkt brachte den Unmut auf den
Punkt: „Kann man solche Politiker nicht wegen Meineids belangen?
Sie haben bei Amtsantritt geschworen, zum Wohle des Volkes zu
handeln.“ Ein Landwirt aus Stein an der Traun kritisierte: „Solche
Politiker verraten die Interessen der Bevölkerung, öffnen der
Großindustrie Tür und Tor.“
Wem
dies noch nicht als Angriff auf die Demokratie reiche, bekomme
zusätzlich die „Regulatorische Kooperative“, hob Kauer heraus.
Dies sei ein Gremium aus Vertretern der Vertragspartner, das
Gesetzesinitiativen vor Behandlung im Parlament daraufhin überprüfe,
ob Gesetze gegen das Abkommen verstoßen könnten: „Damit wird
unser Parlament zur Marionette der Konzerne, die parlamentarische
Demokratie ist abgeschafft.“ Kauer sagte der Landwirtschaft
voraus: „Besonders Familienbetriebe werden zu den Verlierern
gehören. Die Tierfabriken in den USA produzieren billiger, weil sie
Hormone, Gentechnik und Antibiotika in großem Stil einsetzen. Eine
Kennzeichnung der Einfuhrprodukte ist nicht zulässig, da dies als
Handelshemmnis gilt.“ Befürworter der Abkommen argumentierten mit
Wirtschaftswachstum und mehr Arbeitsplätzen. Dazu Kauer: „Wenn man
sich die Zahlen ansieht, kehrt Ernüchterung ein. Das zusätzliche
Wachstum von 120 Milliarden Euro bezieht sich auf zehn Jahre. Rechnet
man weiter, soll ein jährliches Wirtschaftswachstum von 0,05 Prozent
auf TTIP zurückführbar sein.“ Nach Statistikern sei dies „nicht
messbar und somit nicht kontrollierbar“. Bei den Arbeitsplätzen
solle es in der EU binnen zehn Jahren 400 000 Stellen mehr geben. Für
Deutschland wären das 160 000 Arbeitsplätze. Die Konsequenz:
„Innerhalb der EU und in den Entwicklungsländern wird es Verlierer
geben. Das bestätigen sogar Fachleute inzwischen.“ An dieser
Stelle kam von Besuchern der ÖDP-Veranstaltung Kritik an den
christlichen Kirchen auf, „dass sie sich nicht stärker in die
Diskussion einbringen und ihre Verantwortung für die Armen
öffentlich kundtun“.
In
der Diskussion hieß es, die EU-Kommission zeige durch Ablehnung der
europäischen Bürgerinitiative, wie wenig Interesse sie habe, sich
mit Kritik auseinander zusetzen. Sie wolle TTIP lieber geheim
verhandeln und von den Regierungschefs „durchwinken“ lassen. Der
Waginger ÖDP-Gemeinderat Georg Huber zog das Fazit, wie wichtig es
sei, dass sich die Bürger selber zu Wort melden - um sich für den
Erhalt von Demokratie und Rechtsstaat einzusetzen. Huber appellierte,
sich an der Demo am 10. Oktober in Traunstein zahlreich zu
beteiligen. kd